Unter Diversität (diversity) wird Vielfalt, Verschiedenartigkeit, Vielfältigkeit in Bezug auf
Ethnie, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, sexuelle Identität, Behinderung, Religion, Weltanschauung verstanden.
Vielfalt ist eine treibende Kraft für die Entwicklung von Gesellschaften, nicht nur im Hinblick auf das Zusammenleben, sondern auch als Mittel für ein bereicherndes Leben. Darüber hinaus ist sie eine unverzichtbare Komponente, um Hass, Rassismus entgegenzuwirken und das Ziel eines nachhaltigen und respektvollen Lebens zu erreichen.
Toleranz bedeutet, andere Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, unabhängig von ihrer Ethnie, Alter, Geschlecht, sexuellen Orientierung, sexuellen Identität, Behinderung, Religion (Weltanschauung). Toleranz ist unabdingbar für den Zusammenhalt in einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft. Durch die Ablehnung aller Formen von Gewalt und Hass wird Sicherheit und Stabilität geschaffen.
Wie alle modernen Städte zeichnet sich auch Gießen durch gesellschaftliche Diversität aus: Wir leben in einer Gesellschaft der Vielfalt, sei es im Hinblick auf die kulturellen und sozialen Hintergründe, persönlichen Lebensweisen und unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen. Hieraus ergeben sich Chancen, Ressourcen und Potenziale und wir sind gut beraten, unsere Unterschiedlichkeit gezielt zu fördern und zu nutzen.
Integration ist eine Querschnittsaufgabe unserer Gesellschaft
Integration ist eine Querschnittsaufgabe unserer Gesellschaft und damit auch der kommunalen Selbstverwaltung. Sie erstreckt sich auf alle gesellschaftlichen Handlungsfelder: auf Bildungs-, Sozial-, Kultur-, Wirtschafts-, Stadtentwicklungspolitik und auf viele andere Bereiche.
Wir verstehen den Prozess der Integration immer als einen wechselseitigen Prozess, bei dem es nicht um homogene Gruppen oder Gesellschaften geht, die sich gegenüberstehen. Etwa dreiviertel der großen Konflikte in der Welt weisen eine kulturelle Dimension auf. Daher ist die Überwindung der Abgrenzung zwischen Kulturen dringend und notwendig für Frieden, Stabilität und Entwicklung.
Dazu wollen wir in der nächsten Legislaturperiode folgende Themen angehen:
- Unterstützung von Kindertagesstätten und Schulen bei der Entwicklung diversitätssensibler Konzepte durch das Büro für Integration
- Förderung der Beschäftigung von Erziehern:innen, Lehrkräften und Sozialarbeiter:innen mit Zuwanderungsgeschichte
- Ausbau und Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit an Grundschulen
- Verbesserung der Informationslage für Eltern und Jugendliche über das deutsche Schul- und Ausbildungssystem in Gießen, Fokus auf das Thema Übergang von Schule in den Beruf für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte
- Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Teilnahme an Sprachkursen, insbesondere für Migrantinnen, z. B. durch kommunale Zuschüsse für niedrigschwellige Angebote für zugewanderte Frauen, bei denen für eine Kinderbetreuung gesorgt wird.
Das Ankommen und Einleben in der Stadtgesellschaft steht und fällt auch mit den allgemein für alle vorhandenen Ressourcen. Damit sich die strukturellen Benachteiligungen für zugewanderte Familien nicht verfestigen, wird es verstärkt darauf ankommen, dass
- es genügend Plätze in den Kindertagesstätten gibt
- ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht
- Begegnung im Alltag, ob in der Nachbarschaft, im Verein, in der Freizeit stattfindet
- Diskriminierung sichtbar gemacht und bekämpft wird
- das Ehrenamt gestärkt wird, weil das große Engagement derjenigen, die das Ankommen unterstützen unschätzbaren Wert für das Zusammenleben darstellt
- Migrantenorganisationen erfolgreich arbeiten können, um Brücken in die Stadtgesellschaft zu bauen
- Politik – etwa über den Ausländerbeirat – Bedarfe aber auch Ressourcen von Zugewanderten in unserer Stadt verstärkt thematisiert und passende Maßnahmen erarbeitet.
Die unterschiedlichen Formen von sexueller Orientierung bzw. Identität und nonkonformer
Geschlechterrollen werden häufig auch mit dem Kürzel LGBTI*Q (lesbian, gay, bisexual, trans, inter*, queer) benannt.
Menschen aus dem queeren Umfeld erleben in ihrem Alltag häufig noch Diskriminierungen und Nichtverständnis, wobei davon auszugehen ist, dass diese Diskriminierung nicht immer bewusst erfolgt, sondern oft mit Unwissenheit verbunden ist. Auch Erzieher:innen und in der Jugendarbeit tätigen Personen fehlt es teilweise noch an Wissen über die Belange dieser Gruppe. Hier muss die Kommune dafür Sorge tragen, dass Diversität als Querschnittsthema in der Jugendarbeit, aber auch in der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften dauerhaft verankert wird, damit die besondere Situation dieser Menschen wahrgenommen und darauf adäquat reagiert werden kann. Fachtage, Schulungen und angepasste Fortbildungscurricula sind nötig, um dies zu gewährleisten. Diese zu initiieren sehen wir als unsere Aufgabe.
Neben Räumen und Treffpunkten für Menschen aus dem LGBTI*Q-Spektrum sind auch für Jugendliche vielfältige Bildungsangebote zur Steigerung der Akzeptanz von Diversität und Antidiskriminierung in diesem Kontext notwendig. Für Personen aus dem queeren Spektrum gibt es bereits eine Anlaufstelle im Hans-Peter-Hauschild-Haus (Aids- und Trans-Beratungsstelle). Im unteren Stockwerk finden sie Beratung, Hilfe und Aufenthaltsmöglichkeiten. Die weitere Förderung dieser Arbeit durch die Kommune ist für uns selbstverständlich.
Auf Initiative der SPD hat das Parlament den Beitritt zu dem Verein „Antidiskriminierung Mittelhessen e. V.“ beschlossen, der das Ziel hat, niedrigschwellige Beratung und Begleitung für von Diskriminierung Betroffene aus den unterschiedlichen Bereichen zu leisten, Akteur:innen und Angebote in Mittelhessen zu vernetzen und Präventionsarbeit zu leisten. Die Arbeit dieses Vereins und den Ausbau der Beratungsstelle werden wir unterstützen.
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